Vorwort „Türzwerge schlägt man nicht“


Ralf Sotscheck lebt in einem Land, in dem ordentlich gesoffen wird, doch auch in gewissem Maße Feststoffe zu sich genommen werden. Als ich ihn vor einem knappen Jahr das letzte Mal sah, hatte sich der inzwischen gesetzte Herr trotz seines gefahrvollen Umfeldes überraschend gut gehalten. Ich fragte mich, wie entgeht man all den Verführungen der irischen Insulaner. Herr Sotscheck schaffte das eigentlich nie. Es mag am Irish Stew oder am Black & White Tard gelegen haben. Auf alle Fälle hat die Familie Guinness einiges dazu beigetragen, dass ein Koch über diesen Mann sagen kann: »Er ist einer von uns!«

 

Religiöse Hardcore-Prägung traue ich seinem freien Geist nicht zu, aber seine irische Staatsbürgerschaft hat über all die Jahrzehnte zweifelsfrei für eine Pint & Pub-Prägung gesorgt. Dagegen kann niemand etwas haben, wenn man sich auf die wenigen Generaltugenden dieser Geisteshaltung beschränkt: Verzeihen können, mangelhafte Kenntnisse der Naturwissenschaften, darüber hinaus: Kopfrechnen schwach, Appetit gut.

 

Der Mann wollte schon immer höher hinaus, und ich könnte ihn mir gut vorstellen, dass er über Irland und vor allem dem Commonwealth auf einer Wolke wie ein Cherubin dahinsegelt. Nicht nur weil er aussieht wie ein Wolkenpilot, sondern aus Gründen einer gewissen überlegenen Abgeklärtheit.

 

So ist er ständig auf Ausguck und richtet seine Lupe auf all die Wahnsinnigen, die sich nicht zum Kontinent zählen wollen und sich einiger Entwicklungsstufen über den Europäern wähnen. Da Herr Sotscheck alles andere als kontaktscheu, sondern auch als Professor für Sozialkompetenz habilitieren könnte, hockt er meisten nicht auf der Wolke, sondern gräbt tief und ständig in den guten Pubs Irlands, Englands und Schottlands nach Hintersinn und Wahrheit.

 

Gute Resultate sind obligat. Seine Geschichten liefern streng fokussiert, doch stets wohlwollend Außen- und Innenansichten. Der sympathische Neugierler navigiert direkt am Volk, im Volk und stöbert nach Meinungen, falschen wie richtigen. Daraus zieht er seine gescheiten lesenswerten Schlüsse. Er sorgte auch für die Beseitigung vieler blöder Vorurteile, die wir gegen die Insulaner hegen, und die in Deutschland gerne leichtfertig schwadroniert werden.

 

Ralf Sotscheck brachte mir die etwas schwer zugänglichen Wesenszüge der Kelten nahe, und sein Zutun für die Erkennisanreicherung seiner deutschen Leser kann man getrost als völkerverbindend loben. Darin ist er den »United Nations« um Lichtjahre überlegen. Und das meine ich nicht ironisch!

 

Keep on truckin´, altes Haus. Allen seinen Lesern kann ich nur empfehlen: Lest dieses Buch – und nichts als dieses Buch.


Vincent Klink

 

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