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Ballyvaughan, ein Ort zum Verlieben

Fanore an der Atlantikküste


Fast wäre ich daran vorbeigefahren. Die kleine grüne Tür und das handgemalte Schild in der alten irischen Schrift sind leicht zu übersehen. Aber die Whiskeyflaschen im Fenster bewogen mich, nachzuforschen. Es lohnte sich, ich fand den schönsten Pub an der irischen Westküste: "Ó Loclainn's" in Ballyvaughan.

Das war vor 15 Jahren. Inzwischen ist es meine Stammkneipe. Sie hat sich seitdem etwas verändert, 1998 haben Peter Ó Loclainn und seine Frau Margaret Toiletten eingebaut. Bis dahin gingen die Männer auf die Wiese gegenüber. Für Frauen war es schwieriger. Wenn Peters Vater, der den Pub damals führte, sie mochte, durften sie die private Toilette in der Wohnung im ersten Stock benutzen. Wenn nicht, hatten sie Pech.

Einen Fernseher, wie er in vielen irischen Wirtshäusern Einzug gehalten hat, gibt es nicht. "Ein Pub ist zum Reden da", sagt Peter. Und zum Trinken. Der 63-Jährige sammelt Whiskeys, er hat 400 Sorten, für seine Gäste hält er eine Auswahl von 30 bis 40 bereit. Peters größter Schatz ist ein seltener, verzierter Spiegel mit Werbung für "Persse's Galway Whisky", der bis etwa 1913 auf einer Flussinsel mitten in der Stadt Galway gebrannt wurde. 2002 tauchte eine Flasche davon in England auf - und wurde für 100.000 Pfund angeboten. Daraufhin kramten viele auf ihren Dachböden herum und förderten weitere Flaschen zutage, sodass der Preis sank.

Wenn mir jemand vor zehn Jahren prophezeit hätte, dass ich freiwillig zum culchie würde, hätte ich ihn zum Narren erklärt. Culchies - das sind Landeier. Der Name stammt vermutlich von dem Dorf Kiltimagh in der Grafschaft Mayo, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Ich hatte immer in Städten gelebt: in Berlin, meiner Heimatstadt, in Belfast und in Dublin.

Ganz freiwillig war die Wandlung zum Landei freilich nicht. Meine Frau Áine hatte ein Haus in Fanore, dem Nachbarort von Ballyvaughan, gekauft, als ich unterwegs in Deutschland war. Als ich das Haus sah, zweifelte ich erstmals, seit sie mich geheiratet hatte, an ihrem Verstand. Das Haus war zuletzt ein Kuhstall gewesen, aber für die Kühe nicht mehr zumutbar. Und das sollte für uns gut genug sein? Ein ortsansässiger Bauhandwerker vollbrachte ein Wunder, und so freundete ich mich mit der Idee langsam an. Eines Tages hörte ich Áine zu unseren neuen Nachbarn Pat und Gill sagen: "Jetzt muss ich nur noch dafür sorgen, dass Ralf glaubt, es war alles seine Idee."

Es war eine gute Idee. Die Landschaft ist selbst für Irland einmalig. Auf den ersten Blick wähnt man sich allerdings auf dem Mond: graue Steinhügel und helle Kalksteinplatten, so weit das Auge reicht. Der Name dieser Gegend im Westen Irlands scheint es treffend auszudrücken: Burren - vom irischen Wort boireann, was "felsiger Ort" bedeutet. Oliver Cromwells Offiziere behaupteten: "Zu wenig Wasser, um einen zu ersäufen, zu wenig Bäume, um einen aufzuhängen, zu wenig Erde, um einen zu verscharren."

Wo der Papst der Bischof ist

Man muss genauer hinsehen. In dem 500 Quadratkilometer großen Gebiet wachsen Klee, Anemonen, Moose, Felsenrosen, Veilchen, Kreuzblumen, Enzian, Schlüsselblumen und Orchideen. Pflanzen aus dem Mittelmeerraum, aus den Alpen und der Arktis gedeihen einträchtig nebeneinander. Ein besonderes Phänomen sind die Senken, die im Winter von unterirdischen Quellen geflutet werden und im Sommer austrocknen.

Der Burren Way, ein 50 Kilometer langer Wanderweg, streckenweise mit Blick auf den Atlantik bis zu den Aran-Inseln, animiert selbst einen eher fußfaulen Menschen wie mich zu ausgedehnten Spaziergängen, zumal man immer wieder Neues entdecken kann. Nirgendwo in Irland findet man eine solche Dichte an Zeugnissen aus der Steinzeit, aber auch aus christlicher Zeit: Ringwallanlagen, Kochgruben, die auf Irisch fulachta fiadh heißen, Keilgräber, heilige Quellen, Klosteranlagen und alte Kirchen, wie etwa in Kilfenora, deren Bischof der Papst ist, weil sie ihm als einzige Diözese Irlands direkt unterstellt ist.

Aber Landschaft und geschichtliches Erbe allein reichen nicht aus, um sich an einem Ort wohlzufühlen. Dazu gehören auch Nachbarn, Freunde wie Pat und Gill McNamara. Er ist Bauer, er besitzt 17 Kühe und einen Stier, sie arbeitet im "Vasco", dem einzigen Restaurant in Fanore. "Ein Fremder ist ein Freund, dem man bisher noch nicht begegnet ist" - Pat und Gill sind der Beleg für dieses irische Sprichwort.

An Fremde ist man in dieser Gegend gewöhnt. Während des Folk-Revivals in den 1970er Jahren kamen viele ausländische Touristen, vor allem aus Deutschland, denn Doolin, elf Kilometer südlich von Fanore, galt als Mekka der Folkmusik. Noch heute finden in "McGann's" und "O'Connor's" jeden Abend Sessions statt.

Die Musik war es auch, die vor vierzig Jahren mein Interesse an Irland geweckt hatte. Freunde von mir spielten irische Trinklieder und "Rebel Songs" in den Berliner Folk Pubs. Die Trinklieder verstand ich sofort, die "Rebel Songs" veranlassten mich zu eingehender Beschäftigung mit irischer Geschichte und Politik.

Bei meiner ersten Irlandreise 1974 führte mich der Weg natürlich nach Doolin. Ein Jahr später kehrte ich dorthin zurück und lernte Áine kennen. Wir zelteten in Fanore in den Dünen. Wir waren jung, wir hätten immer dort bleiben können. Nun, fast vierzig Jahre später, wohnen wir dort, nur ein paar hundert Meter entfernt.

Quelle: Merian Irland 02/2011
Autor: Ralf Sotscheck

Am Atlantik

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    Schroffe Atlantikküste

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